Störungen in der Zahnentwicklung oder Zahn/Kieferfehlstellungen können ebenso für ausgeprägte Schmerzsyndrome im Bereich von Kopf und Wirbelsäule verantwortlich sein. Hier kann eine manuelle Therapie eventuell in Kombination mit einer zahnärztlichen/kieferorthopädischen Behandlung notwendig werden.

Die Wirbelsäule als Spiegelbild innerer Organe?

Über Reflexbögen im Nervensystem sind Hautareale, Muskeln, aber auch innere Organe bestimmten Wirbelsäulenabschnitten (Segmenten) zugeordnet. Über diese Reflexbögen kann es z. B. bei Blockierungen der Brustwirbelsäule zu unangenehmen Herzrhythmusstörungen kommen. Umgekehrt kann aber auch ein erkranktes Organ zu Blockierungen bestimmter Segmente der Wirbelsäule führen. Eine gründliche Untersuchung des Haltungsapparates kann demnach Hinweise auf die Erkrankung eines inneren Organs bringen. Bei komplexen funktionellen Störungen sind zur exakten Diagnosestellung und Therapie unter Umständen mehrere Untersuchungen nötig.

Wie sieht die Behandlung aus?

Für eine Manipulation werden Sie in eine für den Handgriff geeignete Position hingesetzt oder auf der Behandlungsliege „gelagert“. Wichtig ist, dass Sie sich dabei wohlfühlen und entspannen können. Die Wirbelsäule wird zunächst untersucht, dann das zu behandelnde Segment eingestellt, danach folgt ein „diagnostischer Probezug“. Dabei bewegt der*die Ärzt*in den zu behandelnden Wirbelsäulenteil des*der Patient*in langsam in die Richtung des vorgesehenen Handgriffs. Treten Schmerzen oder vegetative Reaktionen (z. B. Schwindel, Übelkeit) auf, so unterbleibt die Behandlung. Ergeben sich keine Gegenanzeigen, wird der therapeutische Handgriff gezielt mit einer kurzen schnellen Bewegung mit geringem Kraftaufwand durchgeführt. Das oft hörbar knackende Geräusch gehört zur Behandlung, muss aber nicht immer auftreten.

Diese chirotherapeutischen Handgriffe können auch wiederholt durchgeführt werden, ohne Strukturen zu beschädigen. Manchmal sind mehrere Anwendungen notwendig. Bei mobilisierender Vorgehensweise werden auch neuromuskuläre und andere Weichteiltechniken eingesetzt, ggf. in Kombination mit einer Manipulation.

Gibt es Risiken bei der Behandlung?

Nach der manual-medizinischen Behandlung an Armen und Beinen können vorübergehend muskelkaterähnliche Beschwerden auftreten.

Nach der Behandlung an der Wirbelsäule treten gelegentlich Kopfschmerzen oder ebenfalls muskelkaterähnliche Schmerzen auf. Sie entstehen durch die wiedergewonnene Beweglichkeit. Muskeln und Sehnen müssen sich erst wieder auf das erweiterte Bewegungsausmaß einstellen.

Extrem selten treten schwerwiegende Komplikationen auf. Ein bislang stummer und nicht erkennbarer Bandscheibenvorfall kann durch einen gezielten manual-medizinischen Eingriff aktiviert werden, dabei kann es zu Lähmungen, Funktionsstörungen und Schmerzen in Schultern, Armen und Beinen kommen. Noch seltener sind Schädigungen der Arterien, die das Gehirn versorgen. So kann es bei Manipulationen an der Halswirbelsäule zu Gefäßverletzungen und zu Störungen der Blutversorgung des Gehirns kommen.

Von den etwa 10.000 Ärzt*innen, die pro Jahr ungefähr 14 Millionen Wirbelsäulenbehandlungen durchführen, hat nur ein verschwindend geringer Teil solche schwerwiegenden Komplikationen selbst erlebt. In den extrem seltenen Fällen, die überhaupt auftraten, ergab die nähere Prüfung, dass nicht erkennbare Vorschädigungen vorlagen, die auch ohne den Eingriff in absehbarer Zeit zu ähnlichen Schäden hätten führen können.